WOC Labs sind verbundorientierte, interdisziplinäre Forschungsgruppen. Zweck eines Labs ist die vertiefte geistes-, kultur-, sozial-, rechts- und/oder bildungswissenschaftliche Beschäftigung mit Fragen von Widerspruch und Widersprüchlichkeiten in einem breiten Verständnis. Labs zielen auf die Entwicklung von konkreten, drittmittelgeförderten, interdisziplinären Verbundforschungsprojekten unterschiedlicher Größe oder setzen diese bereits um. Weitere Informationen über diese Fördermöglichkeit erhalten Sie jederzeit auf Anfrage bei der Geschäftsführung
Zu April 2020 wurden erstmalig WOC Labs bewilligt. Diese stellen wir Ihnen im Folgenden detaillierter vor.
Das Lab „Cultures of Knowledge in Question“ ist ein interdisziplinäres Forschungsvorhaben aus Erziehungs- und Bildungswissenschaften sowie Fachdidaktiken. Im Mittelpunkt stehen Widersprüche zwischen fachlichen Wissenskulturen und sich wandelnden gesellschaftlichen Anforderungen in der Schule sowie an die Schule. Das Forschungsinteresse des Labs bezieht sich insbesondere auf Fachlehrer*innen und Fachunterricht als Akteure und Arenen der Verhandlung von Widersprüchen.
Grundannahme ist, dass Schule als institutioneller Ort der Wissensvermittlung zunehmend im Widerspruch zu sich wandelnden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen steht. Die Geltung von Wissen im Unterricht kann folglich nicht länger als gegeben betrachtet, sondern muss erst durch Interaktion hergestellt werden. Auch Fachunterricht kann sich deshalb nicht länger auf eine widerspruchsfreie Wissensautorität berufen, sondern ist vielmehr als eine Wissensarena zu verstehen, die angesichts der Konkurrenz von Geltungsansprüchen auf die Be- und Verhandlung von Wissen als allgemeingültiges Wissen angewiesen ist.
Das Lab nimmt an, dass die tradierte gesellschaftliche Erwartungshaltung an Fachunterricht als Wissensgarant einerseits und die durch gesellschaftlichen Wandel zusehends zerfasernden Anforderungen an ihn (z. B. Inklusion, Digitalisierung, Orientierung an Kompetenz und „Output“, Ökonomisierung) andererseits zu Widersprüchlichkeiten führen, die eine Neubestimmung fachlicher Wissenskulturen im schulischen Kontext notwendig machen.
Das Lab „Cultures of Knowledge in Question“ stellt diesbezüglich drei Fragestellungen in den Mittelpunkt seines Erkenntnisinteresses:
Prof. Dr. Andreas Klee
Prof. Dr. Lydia Murmann
Prof. Dr. Nadine Rose
Prof. Dr. Florian Schmidt-Borcherding
Prof. Dr. Anja Starke
Prof. Dr. Maike Vollstedt
Die kulturwissenschaftliche Aufwertung des Diaspora-Begriffs geht einher mit einer größeren Präsenz diasporischer Bewegungen in den Medien, in Kunst und Literatur – ein Phänomen, das mit den Effekten der Globalisierung, hier insbesondere mit Transmigration und Transnationalisierung in Verbindung gebracht wird. Tiefgreifende Veränderungen ergeben sich für diese Bewegungen durch die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft.
Wenn auch Diversität ein Merkmal heutiger Diasporas ist, so sind sie doch nicht frei von Widersprüchen und Konflikten, die es zu erkunden gilt. Ohnehin sind diasporische Bewegungen instabile Formationen, die auf verschiedene Weise (diskursiv, poetologisch, gesellschaftlich) mit Kulturen des Widerspruchs in Verbindung stehen, und Räume der dynamischen Aushandlung von Differenzen.
Das Lab macht es sich zur Aufgabe, das Verhältnis von Diaspora und Digitalität theoretisch auszuloten und anhand von Fallbeispielen zu untersuchen, wie sich regional marginalisierte Gruppen im Netz – aufgefasst als potenziellem Raum transterritorialer Vernetzung – als dezentrierte „vorgestellte Gemeinschaften“ (Anderson) entwerfen und ihre Selbst- wie Fremdwahrnehmung aktiv mitgestalten. Zentral sind das bislang nur ansatzweise theoretisierte Konzept der „digitalen Diaspora“, die Frage nach ihrer Spezifizität und den Folgen für das Selbstverständnis, die Darstellungspraktiken und die Performationen diasporischer Gemeinschaften.
Untersuchungsgegenstand ist auch die wechselseitige Durchdringung von analoger Diaspora-Existenz und digitaler Projektion: im Begriff des “Postdigitalen” wird das Auflösen der Grenzen zwischen beiden Bereichen gefasst.
Das Lab umfasst zunächst unterschiedliche Philologien (Romanistik, Germanistik, Anglophone Studien), deren Bezugsfelder durch unterschiedliche Diaspora-Traditionen geprägt sind. Es wirft einen dezidiert kulturwissenschaftlichen Blick auf die „Texturen“ solcher digitalen diasporischen Bewegungen; dieser wird sukzessive transdisziplinär erweitert.
Dieses Lab hat einen eigenen Blog
Dr. Julia Borst (Romanische Philologie / Literatur- und Kulturwissenschaft)
Prof. Dr. Gisela Febel (Frankoromanistik / Literatur- und Kulturwissenschaft)
Prof. Dr. Axel Dunker (Neuere deutsche Literaturwissenschaft & Literaturtheorie)
Corina Wieser-Cox (Nordamerikanische und postkoloniale Literatur- und Kulturwissenschaft)
Prof. Dr. Olorunshola Adenekan (Afrikanische Literaturwissenschaft, U Ghent)
Dr. Linda Maeding (Germanistik, U Complutense de Madrid)
Seit Leslie Fiedlers Aufruf, den Graben zwischen Hoch- und Sub- bzw. Alltagskultur zu schließen, hat sich viel getan: Der Terminus ‚Populärkultur‘ wurde eingesetzt und definiert und der Nutzen einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit den zugehörigen Gegenständen wurde diskutiert – beides mit unterschiedlichen Ergebnissen. Davon abgesehen ist die konkrete wissenschaftliche Forschung an Artefakten populärer Kultur zugleich nur moderat gewachsen. Gerade in den Literaturwissenschaften verbleibt diese Forschung Desiderat, versteht man sich doch (auch) als Wahrer*innen eines ästhetisch wertigen Kanons und scheut sich, diesen zum ‚Trivialen‘ hin zu öffnen. Unser Lab geht zunächst von einer gemeinsamen Nominaldefinition als Basis aus, die Populärkultur über ihre Artefakte versteht. Diese sind dadurch geprägt, dass sie zum einen ein großes Publikum erreichen und zum anderen von diesem Publikum als angenehm und lustvoll erlebt werden.
Im kulturellen Zusammenspiel ergeben sich hier überraschende Ambivalenzen und dialektische Verschränkungen, die den Ergebnissen und Maßstäben der Forschung geradwegs zuwiderlaufen: Obgleich sich popkulturelle Artefakte den herrschenden Diskursen in verschiedener Weise zu akkomodieren scheinen, so zeichnen sie sich zugleich dadurch aus, dass sie als Präfiguration aktueller Entwicklungen gelten dürfen; dass sie leitende Diskurse als hegemonial ausweisen oder sie zu opponieren und zu unterlaufen versuchen. An populärkulturellen Artefakten gerät somit die Reibung zwischen offiziellem Narrativ und sozialem Imaginären in den Blick. Diese Dissonanzen im vermeintlich Konsonanten interessieren uns in unterschiedlicher medienhistorischer Konkretisierung.
Prof. Dr. Julia Brühne
Dr. Hauke Kuhlmann
Dr. Urania Milevski
Dr. Laura Beck (U Hannover)
Zwischen einer meist aus westlich-nördlicher Perspektive konstruierten Moderne und deren Dezentrierung durch alternative Narrative besteht ein offenkundiges Spannungsverhältnis: Die westlich-nördliche Version einer Moderne des Fortschritts und der Aufklärung wird durch postkoloniale Ansätze, die uns an die unauflösliche Verwobenheit der „Moderne“ mit der europäischen Kolonialisierung des Globus und deren Folgen für unser Denken erinnern, herausgefordert und „provinzialisiert“ (Dipesh Chakrabarti). Aus diesem Grund haben Forscher wie Walter Mignolo oder Anibal Quijano dafür plädiert, statt von „Modernität“ immer vom Komplex „Modernität/Kolonialität“ zu sprechen. „Worlds of Contradiction“ eignet sich interdisziplinäre Verbundforschung hervorragend, um die Bremer Forschung zu bündeln, die sich diesem Spannungsverhältnis in verschiedenen geistes-, kultur-, rechts-, sprach- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen sowie am INPUTS – dem Institut für postkoloniale und transkulturelle Studien –widmet. Das Lab arbeitet momentan an folgenden Themenschwerpunkten:
(a) post/koloniale Wissensordnungen, Texte und Wissensproduktion;
(b) das Verhältnis von Natur und Kultur unter Bedingungen der Post/Kolonialität;
(c) Sprache im neo/post/kolonialen Archiv;
(d) zur Frage, inwiefern westlich-nördliche politische Leitnormen wie Demokratie, Freiheit und Gleichheit nochmals neu gedacht werden müssen, weil sie nur schwer von imperialistischen und kolonialen Bestrebungen entkoppelt werden können.
Obschon die Theoretisierung und empirische Erforschung postkolonialer Konstellationen natürlich nicht neu sind, so ist doch vor allem in Deutschland das Feld noch nicht umfassend bestellt. Das Lab dient deshalb zum einen als organisatorischer Rahmen für die Ausarbeitung eines interdisziplinären, die Sozial-, Sprach-, Kultur- und Rechtswissenschaften verbindenden Forschungsantrags, zum anderen als fortlaufender Diskussionskontext zur Vernetzung von Bremer Arbeiten im Themenbereich Post/Kolonialität und Moderne.
Prof. Dr. Gisela Febel
Prof. Dr. Michi Knecht
Prof. Dr. Martin Nonhoff
Prof. Dr. Ingo H. Warnke
Prof. Dr. Shalini Randeria (U Bremen Excellence Professur)
Forschungsinnovationen brauchen Kooperationen. Das im Rahmen der Worlds of Contradiction (WOC) neu gegründete interdisziplinäre Lab wird sich der Thematik „Violence, Age and Gender“ aus rechts- und sozialwissenschaftlicher Perspektive nähern und Kompetenzen bündeln. Ziel des Labs ist es, nationales und internationales Wissen über Vorkommen und Ursachen geschlechtsspezifischer Gewalt und Belästigung im öffentlichen, institutionellen sowie auch privaten Raum interdisziplinär zusammenzuführen, um daraus weitere Forschungsfragen abzuleiten sowie Strategien zur Gewaltprävention zu entwickeln. Ausgangspunkt dafür ist das aktuelle Übereinkommen 190 über die Beseitigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt der internationalen Arbeitsorganisation (ILO).
Gewalt strukturell und individuell zu erleben heißt, in und mit Widersprüchen zu leben. Formen der Gewalt werden zu verschiedenen Zeiten des Lebens und in unterschiedlichen Konstellationen erfahren; gesellschaftliche sowie individuelle Entwicklungschancen werden dadurch beeinträchtigt.
Elf Bremer Wissenschaftlerinnen aus drei Fachbereichen (6, 8, 12) und drei Instituten (bigas, artec und SOCIUM) nutzen für die Untersuchung von gewaltinduzierten Widersprüchen im Lebens(ver)lauf Gender als gemeinsames zentrales Analysekriterium, unter Einbezug einer intersektionalen Perspektive. Aus den jeweils miteinander verschränkten Ungleichheitsdimensionen Geschlecht, Alter, Klasse bzw. Schicht und Ethnizität ergeben sich Überlagerungen mit Gewalt, Migrationsprozessen und Rassismus.
Der zugrunde gelegte interdisziplinäre und interdependente Gewaltbegriff erlaubt die Untersuchung staatlicher, institutioneller, organisationaler oder interpersoneller Gewalt gegenüber Menschen aller Geschlechter und verschiedener Altersgruppen sowie von Machtbeziehungen, wie beispielsweise in Arbeitsverhältnissen oder bezüglich Mehrfachdiskriminierungen. Als Grundlage dienen Quellen zu internationalen und regionalen völkerrechtlichen Übereinkommen einschließlich deren Überwachung sowie Forschungsergebnisse aus den Rechts- und Sozialwissenschaften.
Das Lab knüpft somit an die an der Universität Bremen seit den 1980er Jahren etablierte Genderforschung an und verfolgt mit der interdisziplinären Sichtweise auf das Thema Gewalt einen Theorie-Praxis-Transfer, der dazu beiträgt, Lebensverhältnisse konkret zu verbessern. Die Forschungsergebnisse werden als Transferangebot für Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft zur Verfügung gestellt.
Dr. Ruth Abramowski
Wiebke Blanquett, M.A.
Ass. Prof. Dr. Fatma Karakaş-Doğan
Dr. Sylke Meyerhuber
Prof. Dr. Konstanze Plett, LL.M.
Dr. Sabine Ritter
Prof. Dr. Ursula Rust
Prof. Dr. Simone Scherger
Prof. Dr. Ines Weller
Prof. Dr. Betül Yarar
Neben den beteiligten aktiven Wissenschaftler_innen steht das Lab in einem Austausch mit den in der Bremer Tradition universitärer Genderforschung stehenden Kolleginnen Prof. Dr. Karin Gottschall (FB 8, Vorstand SOCIUM, Leiterin der Abteilung „Ungleichheitsdynamiken in Wohlfahrtsgesellschaften“) und Prof. Dr. Gabriele Bolte (FB 11, Geschäftsführende Direktorin des IPP).
Widersprüche sind gesellschaftlich konstruierte Situationen, in denen miteinander unvereinbare Glaubenswelten oder Weltanschauungen miteinander in Berührung kommen – dies kann sowohl produktiv sein und zu neuen und kreativen Positionierungen führen, als auch destruktiv, indem Machtverhältnisse zum Nachteil von Gruppen innerhalb des Ganzen ausgespielt werden. Der Schwerpunkt dieses interdisziplinären Labors liegt auf den besonderen Mechanismen, mit denen Erzählung und Diskurs solche Situationen multimodal konstruieren. Aufbauend auf unserer etablierten Grundlagenarbeit zur Textualität wird die Analyse von multimodalen Erzählstrategien des Widerspruchs in diversen Medien und Anwendungsfeldern einschließlich pädagogischer und didaktischer nachgegangen. Die Mitglieder des Labors weisen wesentliche Vorarbeiten auf; der Zweck des WOC-Lab selbst ist es, diese Einzelprojekte sowie ihre fortgesetzte und zunehmende Synergie weiter miteinander zu verzahnen, um sich in Richtung größerer Forschungsprojekte zu bewegen.
Zu den bereits aktiven Themenbereichen gehören:
Unserer Meinung nach sind Text und Textualität innerhalb der aktuellen WOC-Orientierung nur unzureichend vertreten. Die Einrichtung dieses WOC-Labors wird dazu beitragen, diese unbefriedigende Situation wieder auszugleichen und einen Andockpunkt anzubieten für alle, die Textualitätsbezüge vertieft verfolgen möchten.
Interdisziplinarität
Die Hauptträger dieses Labors stehen jeweils im Zentrum von sehr breiten interdisziplinären Netzwerken, die sich alle in den einzelnen Forschungsrichtungen und in ihren vielfältigen Verflechtungen niederschlagen. Die laufenden und geplanten Initiativen sind jeweils mehrfach mit anderen Disziplinen vernetzt. Bereich I verbindet sich mit der Narratologie, Literaturwissenschaft und Filmwissenschaft, Bereich II mit Informatik, Soziologie, Politikwissenschaft, Mediendidaktik, Korpuslinguistik, Visualisierung, Medienwissenschaft, visueller Kommunikation und kritischer Diskursanalyse und Bereich III mit Autoren literarischer Werke, Soziologie, Medienwissenschaft, Kulturwissenschaft, Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik.
Drittmittelstrategie
Eines der Hauptprobleme von Drittmittelversuchen in den Geisteswissenschaften ist das der „großen Ideen“. Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler beschäftigen sich in der Regel gerne mit ‚großen Themen’ von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung und allgemeinem Interesse. Diese Ideen lassen sich oft weniger gut in Förderanträge umsetzen, weil sie inhärent höchst interdisziplinär sind und daher einer Begutachtung durch Fachkolleg*innen aus verschiedensten Disziplinen unterliegen: Diese bringen unterschiedliche methodische Verpflichtungen mit sich, die zusammen die Chancen auf Akzeptanz deutlich verringern. Die Forschungsstrategie des Textualitäts-WoC-Labs geht auf diese Situation mit einer langfristigen und bereits gut entwickelten Antwort ein: die kontinuierliche Vorbereitung mehrerer Anträge, Veröffentlichungen und Workshops, die sich auf Bereiche konzentrieren, die eindeutig zu unseren individuellen und kollektiven Kernstärken gehören. Kurz- bis mittelfristig soll damit eine zunehmend starke Erfolgsbilanz in der Drittmittelförderung und der kooperativen Arbeit gesichert werden. Langfristig bereitet dies eine stärkere Unterstützung durch die Forschungsgemeinschaft vor, wenn die ‚großen Ideen’ doch endlich auf die Tagesordnung für Antragstellungen gesetzt werden können.
Aktuelle Initiativen der Forschungsförderung schließen folgende ein:„Fiction meets Science: The World of Science under the Literary Microscope“, Volkswagenstiftung (Schaffeld)
„Multimodale Rhetorik in der Onlinemedien-Kommunikation“, ZiF-Bielefeld (Bateman)
Prof. John Bateman (PhD)
Dr. Rebecca Kaewert
Prof. Dr. Matthis Kepser
Prof. Dr. Christian Kirchmeier
Prof. Dr. Heinz-Peter Preußer (U Bielefeld)
Prof. Dr. Sabine Schlickers
Prof. Dr. Karen Struve
Heinz-Peter Preußer und Sabine Schlickers (Hg.): Bestimmte Unbestimmtheit. Offene Struktur und funktionale Lenkung in audiovisuellen Medien, Marburg: Schüren, 2023
In Vorbereitung:
(2024): Heinz-Peter Preußer und Sabine Schlickers (Hg.): Fiktionalität, Faktualität und Authentizität in den Medien, Marburg: Schüren
(2024): Heinz-Peter Preußer und Sabine Schlickers (Hg.): Zeitanomalien im Film, Marburg: Schüren
Workshop 2024: „Inszenierung des Terrors: fiktional/faktual“
Mehrsprachigkeiten im Widerspruch – Widersprüchliche Perspektiven auf und Kategorisierungen von Mehrsprachigkeit – Mehrsprachigkeit als Widerspruch
Mehrsprachigkeit ist nicht erst durch Migration zur Normalität geworden, hat sich durch diese aber weiter diversifiziert. Der individuelle, gesellschaftliche, institutionelle und politische Umgang mit ihr ist dabei in vielerlei Hinsicht als widersprüchlich und widerspruchsproduzierend zu beschreiben. In der Bildungs- und Zweitsprachenerwerbsforschung hat sich ein Verständnis von Mehrsprachigkeit als Ressource etabliert, das auch in schulischen Kontexten anzutreffen ist. Dennoch wird Mehrsprachigkeit immer noch auch als Problem (v.a. in Schulen) und Sonderfall durch (sprachliche) Praktiken markiert und hergestellt. So kann z.B. auch die Beschulung neu zugewanderter Schüler*innen in sogenannten Vorklassen – v.a. auch in ihrer spatialen Ab- und Ausgrenzung – als Widerspruch zum Inklusionsparadigma gesehen werden. Damit wird Mehrsprachigkeit auch immer wieder als (erlebter) Widerspruch und Sonderfall perspektiviert bzw. als solcher sprachlich, leiblich und räumlich hergestellt.
In diesem Lab gehen wir interdisziplinär der Frage auf den Grund, durch welche unterschiedlichen Praktiken und welche Hinter- und Beweggründe dies geschieht. Das Lab macht es sich zum Ziel, diese Widersprüchlichkeiten sichtbar zu machen und interdisziplinär untersuchen. Dabei greifen wir zum einen individuelle Aspekte auf und beleuchten Mehrsprachigkeit in ihren diversen Ausprägungen und Kategorisierungen, ihren Positionierungen, in ihrem bewusst ausgedrückten Widerspruch etc. in ihrer Bedeutung für Subjektivierungsprozesse. Hier werden bewusst (und anders als in vielen anderen Projekten) auch (digitale) Räume als sprachkreative Räume innerhalb und außerhalb von Institutionen untersucht.
Zum anderen wird diskurslinguistisch untersucht werden, welche Widersprüchlichkeiten sich in Diskursen um Mehrsprachigkeit zeigen. Dies wird vor allem im Paradigma der Agonalität vollzogen, um zu untersuchen, welche einander gegenüberstehenden Positionen kontrastiert werden (z.B. Benennung und Charakterisierung von und Umgang mit sog. (Schul-)Fremdsprachen und sog. Herkunftssprachen). Mit linguistic landscapes wird die visuelle Mehrsprachigkeitsforschung einbezogen, die in ihrer aktuelleren qualitativen Ausrichtung soziokulturelle und soziohistorische Entstehungskontexte einbezieht und die symbolische (widersprüchliche) Konstruktion des öffentlichen Raums beleuchtet.
Das Lab widmet sich der Untersuchung von Ausprägungen des Lokalen im Kontext des globalen Religionsdiskurses. Hier stehen insbesondere Aushandlungsprozesse im Fokus, in deren Rahmen das Lokale in expliziten Widerspruch zum Globalen gesetzt wird, etwa in Folge essenzialisierender Strategien zur Legitimierung und Abgrenzung der jeweils eigenen religiösen Identität.
Globalität und Lokalität werden häufig als Gegensatzpaar verstanden. Demgegenüber hat Roland Robertson angemerkt, dass beide Begriffe sich vielmehr gegenseitig durchdringen und komplementär zueinander sind. Im Hintergrund seiner Argumentation steht dabei die These, dass es sich bei dem Begriffspaar global – lokal tatsächlich um Ausprägungen ein und desselben globalen Diskurses der heutigen Welt handelt, das Lokale also selbst ein Produkt der Globalisierung (im Sinne einer ‚Erfindung von Tradition‘) darstellt. Die Mitglieder des Labs blicken aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven auf den Diskurs: Zum einen historisch, indem spezifische lokale Entwicklungen im Kontext der globalen Religionsgeschichte analysiert werden; zum anderen soziologisch, indem partikulare Identitäten und Subjektivierungen im Kontext globaler Diskurse untersucht werden; zum dritten ethnographisch, indem Aushandlungen lokaler Identität ins Verhältnis zu globalen konfessionellen Religionspolitiken gesetzt werden. Strukturell versteht sich das Lab (über den WOC-Kontext hinaus) als lokale Ausprägung und interdisziplinäre Erweiterung des Arbeitskreises „Globale Religionsgeschichte“ der Deutschen Vereinigung für Religionswissenschaft (DVRW), der sich aktuell in Gründung befindet. In diesem Kontext wird die Zusammenarbeit des Labs mit Forschenden anderer Universitäten angestrebt.
Dr. Iliyana Angelova
Eva Arnaszus
Dr. Ulrich Harlass
Lara Lindhorst
Rosa Lütge
Prof. Dr. Yan Suarsana
Dr. Thorsten Wettich
Das Lab ‚Pluriversale Erinnerungskulturen in postmigrantischen Gesellschaften‘ ist ein interdisziplinäres Forschungsvorhaben aus den Kultur-, Literatur-, Kommunikations- und Geschichtswissenschaften. Im Zentrum des Labs wird die interdisziplinäre Befragung pluriversaler Erinnerungskulturen und ihrer unterschiedlichen Formationen in postmigrantischen Gesellschaften stehen. Von besonderer Wichtigkeit werden dabei Erinnerungsdiskurse und historische Rezeptionsformen aus dem Globalen Süden, Ost(mittel)europa, Zentraleuropa und Nordamerika sein. Die spezifisch transnationale Ausrichtung des Labs wird es ermöglichen, die Konzeption der multidirektionalen Erinnerung (Rothberg) jenseits der etablierten Gegenüberstellung von Holocaust Erinnerung und postkolonialen Erinnerungspolitiken zu erweitern und hinsichtlich der vielfältigen Migrationsbewegungen der Gegenwart interdisziplinär zu befragen.
Traumatische Prägungen des Gedächtnisses und diasporische Zeugenschaften, wie sie die postkolonialen Studien artikulieren, tragen zu globalen Dynamiken bei, die wir unter dem Arbeitsbegriff ‚pluriversale Erinnerungskulturen‘ als Verhandlungen von Widersprüchen und Leben mit Widersprüchen weiter erforschen werden. Das Lab widmet sich daher zum einen den vielschichtigen Kontakt- und Konfliktzonen der heutigen postmigrantischen Gesellschaften, also den Zonen, in denen verschiedene Erinnerungsnarrative und Zeitlichkeiten sich treffen, miteinander in Dialog oder auch in Konflikt treten. Zum anderen werden die Politiken in den Blick genommen, die mittels unterschiedlicher Regierungstechniken versuchen, die bestehende Ordnung von Zeit und Gedächtnis aufrechtzuhalten. Im Vordergrund soll dabei vor allem das Potential des Widersprüchlichen stehen, das in Momenten des Neugruppierens oder des Verflechtens von Erinnerungen aufscheint.
Klaas Anders
Dr. Katrin Antweiler
Dr. Julia Borst
Dr. Rieke Böhling
Prof. Dr. Gisela Febel
Prof. Dr. Simon Lewis
Prof. Dr. Elisabeth Lienert
Paula Maciejewski
Dr. Hadassah Stichnothe
Das BNCL ist ein offenes Labor für sozial- und kulturanthropologische sowie interdisziplinäre Wissenschaft-, Umwelt-, Medizin- und Technikforschung.
Das Konzept der NatureCultures oder „Natur(en)Kulturen“ stellt die nicht nur für die westliche Moderne bedeutsame Trennung zwischen Natur und Kultur in Frage und schlägt andere, beide Bereiche verbindende Denkweisen vor. Zur Analyse von „hybriden“, „techno-wissenschaftlichen“ Entitäten wie geklonten Schafen, tiefgefrorenen Embryonen oder Fieberdektoren an internationalen Flughäfen werden neue Forschungsprogramme entwickelt, die Perspektiven aus ganz unterschiedlichen Disziplinen und Feldern verknüpfen.
Gesellschaftliche Problemstellungen von hoher Dringlichkeit – vom Klimawandel über die Bekämpfung globaler Epidemien bis hin zu Fragen ökologisch verantwortbaren Wirtschaftens und der Zukunft der Ozeane – sind ganz offensichtlich an den Schnittstellen von Kultur und Natur angesiedelt. Diese Entwicklungen fordern die Kultur- und Sozialwissenschaften nachdrücklich dazu auf, ihre Perspektiven auf Menschen, Umwelt und andere Lebewesen sowie ihren Anthropozentrismus neu zu durchdenken und das Zusammenleben heute und in Zukunft konstruktiv mit zu gestalten. Die Denkbewegung der NaturenKulturen-Forschung nimmt dabei nicht nur neue (bio-)technologische Entwicklungen als entscheidenden Motor der Vermehrung von quasi-natürlichen Objekten in den Blick, sondern untersucht Phänomene der Vermischung und materiell-semiotische Praxen Praxen in allen Bereichen an der Schnittstelle von Natur und Kultur.
Bislang ist die NaturenKulturen-Forschung vor allem im angloamerikanischen Raum angesiedelt. Das Bremen NatureCultures Lab zielt darauf ab, diese neue Forschungsperspektive an der Universität Bremen zu verankern. Seit dem Sommersemester 2014 werden im Rahmen einer offenen Forschungswerkstatt gemeinsam aktuelle Arbeiten aus Sozial- und Kulturanthropologie/Ethnologie, Science and Technology Studies, Human- und Kulturgeographie sowie angrenzenden Gebieten rezipiert und diskutiert. In der Auseinandersetzung mit neuen Konzepten wie „Multi-species ethnography“ oder „multilateral geographies“ werden kollaborative Forschungsperspektiven und innovative Fragestellungen im Bereich der NaturenKulturen entwickelt.
Das BNCL hat eine eigene Website.
Das WOC Lab Polar Englishes, Circumpolar Minds vereint anthropologische, ethnografische sowie kognitions-, kultur- und nicht zuletzt sprachwissenschaftliche Expertisen mit Hinblick auf das komplexe Zusammenspiel zwischen Sprachsystem und -gebrauch und kulturell-konzeptuellem Denken in den polaren Regionen der Erde. Der Fokus der Verbundforschung liegt zunächst auf dem Englischen als koloniale Sprache der Arktis- und Antarktiserforschung seit dem 16. Jahrhundert, als Vehikel exonormativ-etischen kolonialen Denkens in Beschreibungen der Polargebiete im 19. Jahrhundert sowie als Mittel moderner und globalisierter Kommunikation in Sprachgemeinschaften rund um die Polarregionen im 21. Jahrhundert. Im Fokus stehen weiterhin Muster endonormativ-emischer Konzeptualisierungen der arktischen Polarregion als Natur-, Kultur- und Lebensraum, die im Sprachgebrauch indigener Gemeinschaften (u.a. der Sámi in Finnland, Schweden und Norwegen sowie der Inuit in Grönland, Kanada und Alaska) sichtbar werden und die die Widersprüchlichkeit von indigenem und kolonial-europäischem, postkolonial-kapitalistischem Denken in Bezug auf die Arktis sichtbar machen. An der Schnittstelle von kognitiver Soziolinguistik und anthropologisch orientierter Klima- und Meeresforschung soll so ein historisches und zeitgenössisches Verständnis für einen sich rapide verändernden Natur- und Kulturraum geschaffen werden, der durch Rohstoffinteressen und politische Konflikte sowie durch Veränderungen im arktischen Klima extreme soziokulturelle Veränderungen durchläuft.
Das Lab ist eine Zusammenarbeit zwischen Forschenden der Universität Bremen sowie der Western Norway University of Applied Sciences in Bergen.
Prof. Dr. Arne Peters
Mx Gaul, M.A.
Prof. Dr. Dania Jovanna Bonness (U Bergen)
Soziale Bewegungen sind in der Regel gesellschaftliche Äußerungen des Widerspruchs. Sie adressieren wahrgenommene Missstände, formulieren und formieren Opposition, schaffen Orte und Praktiken der Kritik und Veränderung. Für die klassische antikapitalistische Theorie nehmen soziale Kämpfe ihren Ausgangspunkt in gesellschaftlichen Widersprüchen; die Analyse dieser Widersprüche und die Artikulierung ihrer Überwindung sind dabei zentral und relevant auch für Bewegungen, die nicht explizit antikapitalistisch ausgerichtet sind. Zugleich wird damit die Frage nach der radikalen Imagination eines Außen aufgeworfen: Wie ist es unter gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen möglich, sich von hegemonialen Denkstrukturen zu lösen und radikale Alternativen zu formulieren?
Das Lab Radikale Zukünfte soll vor diesem Hintergrund zwei sich ergänzende Ausrichtungen haben: Zum einen richtet es den Fokus auf eine Bestandsaufnahme historischer wie gegenwärtiger nichthegemonialer sozialer Bewegungen und Widerstandspraktiken und fragt nach ihren Visionen und Gründen, konkreten Praktiken und internen Widersprüchen. Es beleuchtet, wie in Widerstandspraktiken gesellschaftliche Widersprüche erkannt, welche auf welche Weise benannt und wie aufgegriffen und ggf. ihre Überwindung artikuliert wird. Zum anderen möchte das Lab selbst ein Labor für die Reflexion und Entwicklung radikaler Zukünfte sein und gleichzeitig über die Schwierigkeiten und Ambivalenzen reflektieren, die sich aus der Verbindung von wissenschaftlicher Erforschung und politischer Positionierung ergeben und mögliche Strategien eines Umgangs entwickeln.
Dr. Ulrike Flader
Prof. Dr. Martin Nonhoff
PD Dr. Ehler Voss
Prof. Dr. Ingo Warnke
Dieses WOC-Lab untersucht in zwei miteinander verschränkten Bereichen die kontrovers geführte Abendlanddiskussion. Ein Strang dieser Forschung befasst sich mit der gegenwärtigen medialen Debatte zum Abendland, die in den digitalen Medien geführt wird. Ein zweiter Strang geht der historischen Genealogie dieser Debatte nach und verortet sie im weiteren Kontext europäischer oder „westlicher“ Identitätsdiskurse, insbesondere um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.
Lisa Kienzl und Kerstin Radde-Antweiler untersuchen den gegenwärtigen Diskurs zum „christlichen Abendland“ aus einer medienwissenschaftlichen und sozialempirischen Perspektive (synchrone Ebene); im Fokus stehen dabei die Akteure mit ihren diskursiven Positionierungen und Strategien sowie die Medialität und die verschiedenen Kontexte der Äußerungen.
Yan Suarsana und Ulrich Harlass analysieren – ausgehend vom zeitgenössischen Diskurs – die historische Genese von heutigen Konzeptionalisierungen des „christlichen Abendlands“ (diachrone Ebene). Basierend auf dem foucault‘schen Modell der Genealogie sollen die verschiedenen historischen Herkunftslinien des Konzepts in die Vergangenheit verfolgt werden, um die globale Verflechtung der Debatten sowie die Kontextualität und Kontingenz der oft widersprüchlichen und wandelbaren inhaltlichen Füllungen von „Abendland“ zu ergründen. Die historisch-kritische Vorgehensweise orientiert sich dabei an postkolonialen und globalgeschichtlichen Ansätzen, die in den Kulturwissenschaften zurzeit diskutiert werden.
Dieses Lab behandelt somit einen Gegenstand, der für das Feld der Contradiction Studies von besonderem Interesse ist, weil sich mit dem „christlichen Abendland“ ein geradezu prototypisches Beispiel für einen diskursiven Antagonismus identifizieren lässt, der mit gesellschaftlichen Aus- bzw. Abgrenzungsprozessen und politischem Othering verbunden ist.
Ulrich Harlass
Dr. Dr. Lisa Kienzl
Prof. Dr. Yan Suarsana
Prof. Dr. Kerstin Radde-Antweiler
2020 – 2022
Wir gehen davon aus, dass Bildung nicht nur instrumentell als Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Gesellschaft und des Arbeitsmarktes hin gedacht, sondern vor allem als Stärkung von Autonomie und Selbstwirksamkeit, als Bedingung umfassender gesellschaftlicher Partizipation (eben nicht nur im ökonomistischen Sinne) verstanden werden sollte. Daher stellt sich die Frage, wie dieses Bildungsideal seine Resonanz in einem System finden kann, dass unter aktuellem politischen (Handlungs-)Druck für die Aufrechterhaltung nationalgesellschaftlicher Identität und damit vorgeblich verbundenen Werten und Normen verantwortlich gemacht wird und die Aufnahme von Zugewanderten als systemisch kaum zu bewältigende Aufgabe des Umgangs mit Diversität erklärt. Wenn Ungleichheit als Ausgangspunkt und Zielperspektive die Strukturen und Handlungslogiken des (mehrgliedrigen deutschen) Bildungssystems nachhaltig geprägt haben, stellt sich die Frage, wie unter aktuellen systemischen Bedingungen Paradigmen wie Inklusion, migrationsgesellschaftliche Öffnung, Individualisierung und Digitalisierung in der Lage sind, alte Logiken aufzubrechen und Bildungsgerechtigkeit zu befördern.
Die so formulierte Ausgangsidee des Lab erhält unter den aktuellen Eindrücken der mit den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie getroffenen schulpolitischen Entscheidungen eine ungeahnte Aufforderung zur Neujustierung. Wollten wir uns ursprünglich insbesondere auch informellen Lernprozessen, die durch Medien unterstützt werden, als Prozessen, die außerhalb des Kontrollbereichs der einzelnen Lehrkraft, der Schule, ihrer Verwaltung und der zugehörigen Aufsichtsbehörden liegen, in besonderer Weise widmen, weil diese die etablierten Logiken des Schulsystems und damit die bisherigen kommunikativen Aushandlungsprozesse infrage stellen, so erhält diese Frage nun im Lichte der aktuellen Erfahrungen des schulischen Lernens im erzwungenen ´home-schooling´ eine ungeahnte Dynamik. Die Frage nach den ´Logiken der Bildung´ erhält eine spezifische Brisanz im Spannungsfeld von sozialer Ungleichheit, migrationsgesellschaftlichen Bedingungen und medialen Vermittlungsformen.
Im WOC-Lab “Logiken der Bildung” wollen wir in interdisziplinären Workshops ausloten, wie sich das gemeinsame Forschungsinteresse in Forschungsfragen und -formate übersetzen lässt und Ideen für einen gemeinsamen Verbundantrag entwickeln (etwa Promotionskolleg, Paketantrag o.ä.).
Neben unregelmäßigen Arbeitstreffen von Lab-Beteiligten in unterschiedlichen Konstellationen im Semester, fanden jährliche halbtätige Workshops aller Beteiligten statt. Diese dienten dazu, gemeinsame Forschungsinteressen und -möglichkeiten zu besprechen. Geplant war die Einreichung eines gemeinsamen Forschungsantrags bzw. eines Graduiertenkollegs aller Beteiligten. Dazu kam es nicht. Es haben sich unterschiedliche jeweils an den thematischen Schnittstellen angesiedelte Forschungskooperationen entwickelt, für die der Austausch im Lab eine wertvolle Grundlage war, die aber aufgrund der thematischen Spezifitäten nicht im Gesamtsetting des gemeinsamen Labs fortgeführt werden.
Während der Laufzeit dieses Labs wurden in unterschiedlichen Konstellationen der beteiligten Kolleg*innen verschiedene Aktivitäten mit Bezug zum WOC-Lab durchgeführt:
Prof. Dr. Alisha Heinemann
Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu
Prof. Dr. Natascha Korff
Prof. Dr. Nadine Rose
Prof. Dr. Karsten D. Wolf
Das Lab „Objekte f/Formen Wissen“ verfolgt als interdisziplinärer Zusammenschluss von Historiker*innen, Archäolog*innen, Kulturwissenschaftler*innen, Sozialwissenschaftler*innen und Humangeograf*innen sowie Literaturwissenschaftler*innen zwei Schwerpunkte: 1.) die Frage, welchen Anteil Objekte in ihrer Materialität und Historizität an der Wissensproduktion haben sowie 2.) die Aufmerksamkeit auf die Widersprüche, die sich aus unterschiedlichen disziplinären Zugängen zu bestimmten Objekten ergeben. Die Perspektive des Lab bleibt damit nicht bei der Feststellung der Konstruiertheit wissenschaftlicher Objekte stehen, sondern setzt die Konfrontation divergierender disziplinärer Zugriffe dazu ein, dem (materiellem) Eigensinn der jeweiligen Objekte Rechnung zu tragen. Damit geraten sowohl objekt-inhärente Differenzen und Widersprüchlichkeiten in den Blick wie widersprüchliche Relationierungen.
Dr. Jan Gerstner
Prof. Dr. Uta Halle
PD Dr. Karen Struve
Tobias Goebel, M.A. (Deutsches Schifffahrtsmuseum)
Dr. Hauke Kuhlmann
Prof. Dr. Ruth Schilling (Deutsches Schifffahrtsmuseum)
Dr. Lisa Spanka