Das WOC Research Center ist ein forschungs- und ggf. ausbildungsorientierter Schwerpunkt, der in der Regel mit umfangreichen Drittmitteln gefördert ist. Gegenwärtig gibt es drei WOC Research Centers:
The research group „Soft Authoritarianisms: Comparative Interdisciplinary Perspectives“ examines what „soft authority“ is, how it governs, how it is implemented institutionally and rhetorically, how the rule of law is dismantled in everyday life, and how democratic institutions are slowly and systematically undermined. The research group focusses on contradictions which, in rhetorical terms, appear as contradictio in adiecto, but in fact function as effective power options, as a used fusion of softness and authority. The team investigates how “soft authoritarianisms” unfold, how elections bolster the power of strongmen and how the rule of law is dismantled by using the law to sabotage accountability. Three contrastive case studies linking ethnography with discourse analysis and documentary research will focus on India, Poland and Turkey resp. the Turkish-European diaspora. These case studies will trace processes within democracies as well as in transnational settings in order to analyse authoritarian practices of state transformation, to develop an empirically based typology and to build process-sensitive theory that overcomes the West-non-West divide characteristic of the social sciences.
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Das von WOC beantragte und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte internationale und interdisziplinäre Graduiertenkolleg (GRK) »Contradiction Studies« an der Universität Bremen erforscht seit Mitte 2022 die Herausbildung, Aushandlungen und Erklärungsgrenzen von Widerspruch. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass die Ordnungsfigur des Widerspruchs mit dem Gebot der Widerspruchsauflösung häufig in einem Spannungsverhältnis zu alltäglichen Erfahrungen von Widersprüchlichkeiten des Zusammenlebens steht.
Wie leben Menschen mit Widerspruch und gegen ihn? In welchen gesellschaftlichen Feldern und mit welchen Effekten sind Widersprüche an den Imperativ ihrer Auflösung gebunden? Inwieweit ist es wichtig, Beschreibungsmöglichkeiten der Aushandlung von Vielfalt und Unvereinbarkeiten zu entwickeln, die den Widersprüchlichkeiten des Zusammenlebens gerecht werden? Wie lässt sich Widerspruch als Teil der Grundlagen westlicher/nördlicher Wissensproduktion kritisch hinterfragen und dezentrieren?
Das sind einige der Fragen, die die mehr als 20 Fellows und 12 beteiligten Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Geistes-, Sozial- und Rechtswissenschaften beschäftigen.
Auch die Situation unseres GRKs und unserer Fellows ist widersprüchlich. Europäische Universitäten sind selbst privilegierter Teil der etablierten Ordnungen westlich-nördlicher Modernen und das GRK ist an den Schnittstellen vielfältiger sich überlappender gesellschaftlicher Widersprüche und Konflikte positioniert. Diese reichen von Widersprüchen des Kapitalismus und politischen Widersprüchen bis hin zur Ko-Existenz von antidiskriminierenden Diversity-Programmen bei gleichzeitig fortgesetzten Exklusions- und Diskriminierungsmechanismen entlang von „Race”, Class, Gender, Sexueller Orientierung, und anderen Differenzkategorien und ihren intersektionalen Effekten. Das GRK »Contradiction Studies« ermutigt seine Fellows und Faculty, diese Widersprüche gemeinsam zu reflektieren und zum Ausgangspunkt der Entwicklung anderer Formen des Verlernens und Lernens, der Kollaboration und der Anerkennung von Vielfalt zu machen. „Doing Difference in Good Faith Together“ (Helen Verran) mag dabei als Orientierung dienen.
Konstellationen von Widerspruch, Widerspruchsvermeidung, Widersprüchlichkeiten und Praktiken des Widersprechens werden hier systematisch erforscht und als Untersuchungsgegenstände der Geistes-, Sozial- und Rechtswissenschaften etabliert.
Auf der Grundlage von Fallstudien und genealogisch oder analytisch orientierten Projekten leistet das Kolleg Begriffs- und Theoriearbeit. Diese zielt darauf, Widerspruch, Widersprüche und Widersprechen in ihren empirischen Konstellationen, heuristischen Funktionen und ontologischen Dimensionen neu zu bewerten – auch im Sinne einer Kosmopolitisierung und Pluralisierung von Wissensproduktion, die sich gegen die oft unhinterfragte Dominanz westlich-nördlicher Epistemologien richtet.
Ausführlichere Informationen und Hinweise unter anderem auf aktuelle Veranstaltungen und Publikationen finden sich auf der Webseite des Graduiertenkollegs 2686 Contradiction Studies.
Im Zentrum der Arbeit des WOC Research Centers Digital Diaspora stehen die Untersuchung der (Selbst-)Positionierungen diasporischer Gruppen im digitalen Raum und die Frage nach den Folgen einer dezentrierten transterritorialen Vernetzung im Internet für diasporische Selbstbilder, Darstellungsformen und Praktiken. Im Sinne des Postdigitalen rücken hierbei gleichzeitig die Durchdringungen von analogen und digitalen Praktiken und die transmedialen Projektionen diasporischer Erfahrungswelten in den Fokus. Das WOC Research Center Digital Diaspora ist interdisziplinär ausgerichtet und verbindet auf innovative Weise sozial- und medienwissenschaftliche Untersuchungsgegenstände mit kulturwissenschaftlichen Ansätzen, die auf die semiotisch aufgeladenen „Texturen“ dieser (post)digitalen diasporischen Positionierungen abheben. Das WOC Research Center Digital Diaspora zielt in diesem Sinne darauf ab, die Dichotomie zwischen analoger und virtueller Welt, zwischen in gedruckter Form zirkulierenden und im digitalen Raum generierten und verfügbaren Texten, zwischen bisherigen und neuen Sphären der Wissensproduktion aufzubrechen. Im Fokus steht das Queren von vermeintlichen Widersprüchen zwischen unterschiedlichen Forschungsgegenständen, Disziplinen und Realitäten. Das WOC Research Center Digital Diaspora ermöglicht durch seine interdisziplinäre Perspektive innovative Impulse für eine Neuausrichtung philologischer Fächer hinsichtlich des Internets als Raum der wissenschaftlichen, aktivistischen und literarischen Textproduktion, -distribution und -zirkulation.
Das WOC Research Center Digital Diaspora besteht aus der Forscher*innen des ERC Starting Grant Projekts Afroeurope and Cyberspace: Imaginations of Diasporic Communities, Digital Agency and Poetic Strategies – Unravelling the Textures (AFROEUROPECYBERSPACE, 101110473) und den Mitgliedern des früheren WOC-Labs Digital Diaspora: Imagined Communities in Cyberspace (2020-2024), auf deren Vorarbeiten es aufbaut. Die Direktorin des WOC Research Centers Digital Diaspora ist Prof. Dr. Julia Borst (Principal Investigator, AFROEUROPECYBERSPACE).
Weitere Informationen finden sich auf der Projektwebseite.
Das Research Center Digital Diaspora wird am 10.12.2024 um 18 Uhr eröffnet. Weitere Informationen